Vor etwas mehr als 9 Jahren, ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, bin ich auf den Nikon-Zug aufgesprungen. Ich hatte damals meine Olympus E-510 durch die Nikon D90 ersetzt und bin seither mehr als zufrieden über diese Entscheidung. Die D90 war ein reines Arbeitstier, von dem ich niemals im Stich gelassen wurde. Ob ein Road Trip durch Florida, Sonne und Staub auf Malta oder eine Untergrundtour bei Regen im ehemaligen Plänterwald, nichts konnte der D90 etwas anhaben. Aber wie bei fast allen technischen Errungenschaften gibt es einen Punkt, an dem der Zahn der Zeit nagt und ehemals technischen Fortschritt verblassen lässt. Durch ständige Verbesserung im Kontext der digitalen Fotografie wird es nun Zeit einen treuen Gefährten, der nun gut und gerne 45.000 Auslösungen auf dem Buckel hat, in Rente zu schicken und durch einen jungen, wilden, der sich beweisen will und muss, zu ersetzen.
Der neue Gefährte, der mich fortan bei meinen fotografischen Ausflügen begleiten wird, ist die Nikon Z6. Die Z6 ist, neben der Z7, Nikons erste spiegellose Kamera, mit denen sie sich am DSLM-Markt etablieren wollen. Nachdem in den vergangenen Tagen eine Cashback-Aktion von Nikon gestartet wurde, bei der es für das Kit Nikon Z6 + 24-70mm + FTZ Objektivadapter saftige 400€ gab, musste ich endlich zuschlagen. Wie es der Zufall so wollte, stand auch gleich unser Urlaub auf Sardinien an, bei dem ich meine neue Errungenschaft auf Herz und Nieren testen konnte. Vorab sei zu erwähnen, dass ich in den nächsten Zeilen die Erfahrungen niederschreibe, die ich während des Urlaubs sammeln konnte. Auf technische Details und ausführliche Tests werde ich verzichten, diesbezüglich gibt es aber, nachdem man eine Suchmaschine angeworfen hat, diverse Beiträge, die das besser erklären, als ich jemals könnte.
Fangen wir mit der Haptik an: im Vergleich zur D90 ist die Z6 im Groben und Ganzen etwas besser zu greifen, gerade wenn die Pranken mit Wurstfingern bestückt sind, ist die Verarbeitung der Z6 ein Vorteil. Generell ist die Z6 auch etwas kompakter, gerade wenn man die Tiefe des Bodies betrachtet. Das hat jedoch keinen Einfluss auf das Gewicht, denn dieses ist nahezu identisch. Sollte dies also ein Kaufargument sein, was der Frau vorgetragen wurde, kann es aus der Pro-Liste gestrichen werden. Neben dem fantastischen neuen Display, welches nun endlich mit einer Klappfunktion ausgestattet ist, sind auch die einzelnen Buttons sehr schön zu erreichen, so dass die Umgewöhnung ziemlich schnell von der Hand ging. Wer das Verlangen verspürt, kann eine große Menge dieser Buttons über die Firmware nach belieben anpassen. Charakteristisch für eine DSLM im höheren Preissegment ist der OLED-Sucher, der auch in den letzten Jahren eigentlich mein Kontra-Argument war, da ich der digitalen Abbildungsqualität von OLED nicht getraut habe. Die Z6 hat mich aber eines Besseren belehrt, denn der Sucher ist genial. Allein der Fakt, dass sich Zusatzinfos ,wie das Histogramm oder eine Horizontlinie, einblenden lassen, hat mich so sehr überzeugt, dass ich den alten Sucher nicht eine Träne hinterher weine. In Verbindung mit alten Objektiven, die nur über einen manuellen Fokus verfügen, gibt es das sogenannte Focus Peaking. Hier werden im Sucher die Kanten hervorgehoben auf denen der aktuelle Fokus liegt. Erste Gehversuche mit dem Helios 44-2 waren mehr als zufriedenstellend. Hier sei auch anzumerken, dass sich der Bildstabilisator bei der Z6 im Gehäuse befindet, wodurch nun auch alte Optiken, wie das zuvor erwähnte Helios, von diesem profitieren. Wo wir gerade beim Thema Fokus waren, kann ich gleich die Brücke von manuell zu automatisch schlagen. Zwischen dem Autofokus der D90 und der Z6 liegen Welten, was aber bei einer technischen Diskrepanz von gut 11 Jahren auch zu erwarten ist. Die 11 Sensoren des Autofokus der D90 wirken im vergleich zu den 273 Sensoren der Z6 gerade lachhaft. Dieses Feature der Z6 habe ich in Sardinien sehr schnell lieben gelernt und möchte ich niemals mehr missen. Entsprechend wenig überraschend ist auch die hervorragende Bildqualität der Z6, wobei die D90 bis zuletzt sehr gute Resultate erzielt hat. Ein klares Pro der Z6 im Vergleich zur D90 ist das Rauschverhalten bei höheren ISO-Werten. Während ich bei der D90 schon bei ISO 800 Magenschmerzen hatte, würde ich mit der Z6 ohne Bedenken bei schlechten Lichtverhältnissen bis ISO 12.800 gehen. Aber ich verdiene auch nicht mein Geld mit der Fotografie, was hier nochmal hervorzuheben ist!
Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Ein klares Manko der Z6 ist der Akku. Da hat die D90 bei weitem die Nase vorn. Während unseres Road Trips durch Florida bin ich mit 4 geladenen Akkus verreist und konnte die ganzen 14 Tage davon zehren ohne diese nur einmal laden zu müssen (während des Trips kamen gut und gerne 6000 Bilder zusammen). Bei der Z6 habe ich schon nach 300 Bildern 70% vom Akku aufgebraucht, so dass ich eine klare Kaufempfehlung für einen Zweitakku aussprechen muss. Als kleiner Wermutstropfen sei die USB-Ladefunktion hervorzuheben, die es ermöglicht u. a. während der Autofahrt die Kamera via USB zu laden. Ein weiteres Manko ist die Präsenz von Staub. Da es keinen Spiegel mehr gibt und der Sensor praktisch ungeschützt ist, ist dieser dem Staub bei einem Objektivwechsel schutzlos ausgesetzt. Es sollte also auch das Geld für ein Blasebalg in die Hand genommen werden, wenn nicht schon geschehen. Ein nettes Feature ist die Steuerung der Kamera per App über WiFi und das Betrachten der vorhandenen Bilder auf der Speicherkarte. Jedoch ist die offizielle WMU App von Nikon alles andere als gut. Am nervigsten ist der Fakt, dass jedes mal wenn die Bilder betrachtet werden, erst einmal alle vorhanden Bilder übertragen werden müssen und nach Beenden und erneutem Aufrufen der App alles von vorne beginnt. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, gerade mit steigender Bildmenge auf der Speicherkarte. Zuletzt sei noch Kritik an der XQD-Karte zu üben, denn von den 400€ Cashback gingen dann 170€ für eine 64GB Karte flöten, da die Z6 nur dieses Kartenformat unterstützt.
Alle Bilder aus dem Urlaub könnt ihr im Sardinien-Betrag begutachten. Wie auch schon mit der D90 habe ich bei allen Bildern einen CPL-Filter von Gobe auf der Linse sitzen um dem Himmel ein saftiges Blau zu entlocken. Anbei eine Auflistung aller neuen Errungenschaften:
- Nikon Z6 + 24-70mm + FTZ Objektivadapter
- Sony XQD Memory Card – 64 GB
- Blumax Gold Edition Akku ersetzt Nikon EN-EL15b 2040mAh
- Gobe CPL 72mm Schott-Glas 16-Schichtenmehrfach
- Gobe ND1000 72mm MRC 16-Schichten ND Filter
- Blasebalg GTAA1900 Super Rocket-air Blower schwarz
- KIMILAR Kompatibel mit Nikon Z6 Z7 Schutzfolie
Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass die Nikon Z6 eine unheimlich gute Kamera ist, mit der ich hoffentlich so viel Freude haben werde, wie mit der D90. Die ersten Fotos zeigen aber eine klare Tendenz in diese Richtung! Wer Lust hat kann sich auch gerne die Meinungen auf reddit zu diesem Thema anschauen, diese haben mir bei meiner Kaufentscheidung sehr geholfen.