Nach einer Zwangspause von zwei Jahren, die aufgrund einer Knie-OP eingelegt werden musste, war es nun nach vier langen Jahren wieder an der Zeit nach Norwegen zum Hochseeangeln zu fahren. Das hatte ich bis dato schon vier Mal getan. Um genau zu sein auf die Insel Hitra, eine kleine Gemeinde mit ca. 4694 Einwohnern im Fylke Trøndelag [1].
Eigentlich hatte ich geplant ein paar coole Fotos von den Angelnden zu machen, aber da ich selber ziemlich heiß darauf war, den großen Fisch an die Leine zu bekommen, ist daraus nichts geworden. Ehrlich gesagt, ist auch weniger Action erkennbar, als ich mir erhoffte. Nichtsdestotrotz hatte ich während der Bootsfahrten genug Zeit diese tolle Landschaft einzufangen.
Das Wetter hat uns von den Temperaturen her ziemlich gut in die Karten gespielt. Wir mussten sehr selten im Regen angeln, im Gegenteil: untypisch für diese Region durften wir bei 20°C im Überlebensanzug schwitzen und alle Flüssigkeiten, die wir zu uns genommen haben, ohne Umwege direkt über die Haut nach außen tragen. Dennoch gab es einen Störfaktor, der uns öfter das Angeln untersagt hat: Wind. Bei zu viel Wind ist nicht nur das Meer ziemlich aufgewühlt, auch treibt man mit dem Boot zu schnell über den anvisierten Angelpunkt (die Drift). Jedenfalls war es dieses Jahr des Öfteren ziemlich stürmisch, von 19 Tagen ging an 6 Tagen nichts, so dass wir nicht mit dem Boot raus konnten um zu angeln. Da ich aber mit Langeweile ziemlich schlecht umgehen kann, habe ich mir die Kamera geschnappt und bin losgelaufen. Grob bei Google Maps geschaut, wo was gehen könnte und ab auf Wanderschaft. Für das nächste Mal werden definitiv die Wanderschuhe eingepackt, mit meinen Turnschuhen über die moosbedeckten Steine zu springen war möglich, aber ist für die Zukunft evtl. nicht die sicherste Methode um schöne Bilder zu bekommen. Jedenfalls bin ich gut 10 km über Stock und Stein gelaufen und konnte sehr schöne Aufnahmen von Flora und Fauna einfangen.
An den Tagen, an denen was ging, hatten wir, nach dem mehr als die Hälfte vom Urlaub schon vorbei waren, beschlossen früh bei Zeiten das Angeln zu beginnen. In der Regel sind wir zwischen acht und neun Uhr am Morgen gestartet und haben dann gut acht Stunden auf dem Wasser verbracht. Jedenfalls sind wir nach den Sturmtagen dann um sechs Uhr rausgefahren, was zur Folge hatte, dass wir gegen fünf Uhr aufgestanden sind um zu Frühstücken und uns fertig zu machen. ICH HASSE ES mit einem Wecker aufstehen zu müssen und dann noch zu solch Zeiten. Entsprechend gut gelaunt war ich jeden Morgen. Ich muss jedoch gestehen, dass ich für dieses Opfer, welches ich bringen musste, mehr als entschädigt wurde. Zum einen konnte ich tolle Aufnahmen vom Sonnenaufgang machen, die Luft war noch nicht mit zu viel Staub belastet und als i-Tüpfelchen haben wir am ersten Tag, an dem es so früh rausging, enorm gut gefangen (3 Boote à 5 Personen).
Der zweite Tag (nach dem Sturm) ging komplett in die Binsen. Ich startete eigentlich recht gut in den Tag, doch die Strömung Unterwasser machte das Angeln fast unmöglich. Viel Strömung hat zur Folge, dass man nicht gerade nach Unten kommt mit dem Pilker, wodurch man sehr viel Schnur geben muss und was zur Folge hat, dass man sehr leicht in den Unterwasserfelsen hängen bleibt, wenn man es schafft nach unten zu kommen. Nach der zweiten Drift habe ich Dussel dann einen Felsen gefangen und bekam ihn nicht ins Boot, was den Verlust von 230 m Schnur zur Folge hatte. Das war 7:30, ich hatte zwar noch eine weitere Angel an Board aber meine Motivation lag bei Null. Die Ausbeute des Tages betrug auch stolze drei Fische bei fünf Leuten an Board, schöne Scheiße! Auf Fotos hatte ich dann auch keine Lust mehr, weil ich mich eigentlich ins Bett zurückgewünscht hätte, aber das ließ sich nicht kommunizieren, da ich der einzige war der derartige Emotionen pflegte. Da der Wetterbericht nun auch für die letzten zwei Tage Sturm vorhersagte, blieb uns nur noch der Folgetag um ordentlich zu Angeln. Dieses Mal starteten wir wieder um acht Uhr, ich habe eine Mütze voll Schlaf bekommen und das Meer war auch keine Diva. Wir konnten also entspannt zu einem Riff fahren, eine Lokation, die ich bisher noch nicht kannte. Geplant war es, auf Dorsch zu gehen, doch es kam etwas anders. Wir hatten mit der ersten Drift drei schöne Polaks, wovon einer ein ordentliches Maß hatte. Danach kamen aber die Haie, jede Drift ein Hai bei 4 Leuten an Board. Die ersten drei Haie haben Spaß gemacht an der Rute, da sie ordentlich Rabatz machen, aber wenn nur Hai den Fang ausmacht (die Haie habe wir alle zurückgesetzt) dann kommt schnell Langeweile auf. Wir sind dann weiter gezogen und nochmal zu dem Spot gefahren, an dem wir am zweiten Angeltag richtig gut gefangen haben.
So sollte es auch diesmal sein. Wir wollten Leng, die Großen, alles über 30 kg und ab 150 cm. Neben 10 kleineren Exemplaren, um die 10 kg und 120 cm habe ich einen dicken Lumb aus dem Wasser geholt. Jedoch waren die kleinen Biester von Haien auch wieder dabei uns den letzten Angeltag zu verderben. Mit der letzten Drift und ungelogen dem letzten Köderfisch habe ich es dann… nicht geschafft meinen Leng zu bekommen, stattdessen habe ich zwei Dornhaie auf einem Drilling gehabt. Unser Skipper jedoch hatte mehr Glück und konnte einen Leng von 29 kg mit 160 cm aus dem Wasser holen, was für ein Monster!
In der Regel sieht ein normaler Angeltag wie folgt aus: Es wird aufgestanden und gefrühstückt, dann geht es mit dem Boot auf das Meer raus, Köderfische werden besorgt, es werden verschiedene Unterwasserberge angefahren und nach einer ganzen Weile auf der See fahren wir wieder in die Anlage. Hier endet der Tag jedoch noch nicht, denn die gefangenen Fische müssen filetiert, gewaschen und vakuumiert werden. Da kommen gut und gerne nochmal 2 Stunden zusammen, in Abhängigkeit der Fangmenge natürlich. Die Fischabfälle müssen dann, als letzter Schritt, noch entsorgt werden. Hierfür wird das Boot wieder beladen und die Fischreste werden mit etwas Entfernung zur Anlage, im Meer entsorgt, sonst kacken einen die Möwen die Bude voll.
In Summe ein wirklich schöner Urlaub mit jedoch etwas zu viel Sturmtagen für meinen Geschmack. In zwei Jahren ist es dann wieder soweit und ich hoffe, dass alles passt und ich wieder mitfahren kann. Es sei noch gesagt, dass für einen Bürohengst wie mich, dass alles ziemlich harte Arbeit war. Gefühlt, hatte ich einen niemals endenden Muskelkater. Da der jetzige Ausflug mit vielen Menschen war die schon im betagten Alter sind, kann ich jedem der mit dem Gedanken spielt Hochseeangeln zu wollen, empfehlen nicht zu lange zu warten. Die ganze Angelei, die gut und gerne den ganzen Tag auf 180 – 200 m Tiefe stattfindet, ist anstrengend und mit steigendem Alter wird es nicht leichter! Von einer dieser betagten Personen, Vollblutzimmermann mit stolzen 75 Jahre auf dem Tacho, kam dann noch eine sehr schöne Aussage. Als ich meinte wie schön es doch in Hitra ist erwiderte er: Es ist überall schön auf der Welt, man muss es nur sehen!
[1] Seite „Hitra“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. März 2019, 19:55 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hitra&oldid=186789007 (Abgerufen: 11. September 2019, 12:04 UTC)
Sehr schön geschrieben. Danke für die Einblicke in die Hochseeangelei. Aber wenn du schon so philosophisch mit einem (wirklich guten) Zitat schließt, hätte ich gern auch deine Anmerkung dazu gelesen, warum man die Fischreste extra weit draußen auf dem Wasser entsorgt. 😉 Das kam im persönlichen Gespräch sehr gut rüber… 😛
😂 ich habe diese wichtige Info mal ergänzt