Unser letzter bzw. letzter Zoobesuch

(Achtung, es folgt viel kritischer Text – ggf. weiter zu den Bildern scrollen – lesen schadet aber auch nicht!)

Einige von euch werden wissen, dass wir für die vergangene Woche eine Montenegro-Reise zu viert geplant hatten … bis dieses Fledermaus-Dings so ausartete. „Urlaub“ fand nun also in Chemnitz statt. Irgendwie kam ich auf die Idee, man könnte ja den Leipziger Zoo besuchen. Ich war da zuletzt 2013 und hatte eine tolle Anlage im Kopf.

Es sollte nun ein Beitrag folgen, der tolle Tierfotos mit glücklichen Tieren zeigt. Die Fotos selbst sind durchaus gut – je öfter ich aber die Bilder anschaue, umso weniger glückliche Tiere kann ich erkennen und es wird nun (leider) kritisch:

Für uns war es als Kinder/Jugendliche total normal in den Tierpark zu gehen und sich die nicht-einheimischen Tiere anzuschauen. Als etwas Besonderes würde ich das gar nicht bezeichnen. Aber auch an uns in den letzten Jahren der viele Diskussionsstoff um Tierhaltung und -verarbeitung nicht vorbei gegangen. Wir sind keine Veganer, nicht mal Vegetarier und zuletzt sind wir aber vor allem nicht missionarisch unterwegs  – jeder soll machen, wie er will und wir versuchen für uns einen vertretbaren Weg zu finden. Nun kann man die Massentierhaltung (für den Fleischkonsum) nicht zwangsläufig mit einer Zootierhaltung vergleichen – und trotzdem war ich irgendwie gespalten: Geht’s den Tieren dort so gut, wie es scheinen mag? Ist das artgerechte Haltung? Wenn beides nicht zutrifft, will ich das unterstützen?

Was habe ich im Zoo gesehen? Wenige glücklich wirkende, dafür einige apathisch wirkende Tiere mit immer den gleichen Bewegungen. Ich muss kein Zoologe sein, um zu erkennen, dass die Gehege für die Wildkatzen und die Elefanten (sicher auch für viele weitere Tiere) viel zu klein sind. Vögel jeglicher Art in kleinen Volieren – Vögel, die keinen Platz zum Fliegen haben, das ist doch absurd?! Das hat mich einfach alles nur traurig gemacht.

Wozu braucht es nun einen Zoo/Tierpark? PETA Deutschland e.V. hat darauf ein paar Antworten:

Erhaltung und Vermehrung von gefährdeten Arten?
„Das beständige „Lagern“ von Tieren hinter Gittern hat mit Artenschutz nichts zu tun, denn die Tiere verlieren von Generation zu Generation immer mehr natürliche Eigenschaften. Sie sind schließlich nur noch ein trauriges Abbild ihrer stolzen Artgenossen in Freiheit. Echter Artenschutz bedeutet, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen.“
Bei über 85% der gehaltenen Tiere handelt es sich auch nicht um gefährdete Arten.

Wissensvermittlung?
„In Zoos können Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse nicht ausleben. Die Besucher können nicht sehen, wie Vögel fliegen, Geparden rennen oder Affen in Bäumen klettern. Soziale Interaktionen, die Nahrungssuche oder das Paarungsverhalten sind nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Der Anblick verhaltensgestörter oder apathischer Tiere zeigt Zoobesuchern ein völlig falsches Bild von Tieren auf.

Als der Zoo Berlin im Jahr 1844 als einer der ersten Zoos in Deutschland seine Pforten öffnete, lebten in Asiens Wäldern noch weit über 100.000 Tiger. Trotz der Behauptung der Zoos, die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft würde Menschen für den Erhalt von Tierarten sensibilisieren, ist die weltweite Tigerpopulation seitdem auf schätzungsweise  3.500 Individuen geschrumpft (Stand 2014). Bei anderen Tierarten ist der Rückgang ähnlich dramatisch, insbesondere in den letzten 40 Jahren. Kein Zoo der Welt hat durch das Einsperren von Tieren zu einer messbaren Bewusstseinsveränderung in der Bevölkerung beigetragen. Einer wissenschaftlichen Studie von 2007 zufolge gibt es keinen Beleg dafür, dass Zoos den Besuchern Wissen über die einzelnen Tierarten oder Interesse am Thema Artenschutz vermitteln.

Im Gegenteil: Die absurde Behauptung, dass Tierarten in Zoos langfristig überleben können, wiegt die Öffentlichkeit in trügerischer Sicherheit. Für viele Menschen verliert der Erhalt der natürlichen Lebensräume von Tieren an Wichtigkeit, denn Zoos geben vor, die Gefangenschaft im Zoo sei mit Artenschutz gleichzusetzen.“

Was sollte man sonst noch wissen?
„Wildtiere haben enorm hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. In der Natur kann sich das Revier eines Tigers über mehrere hundert Quadratkilometer erstrecken; Elefanten wandern bis zu 80 Kilometer am Tag. Unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, leben in Waldgebieten von bis zu 70 Quadratkilometern.“ – Wir wissen wohl alle, dass es das nicht in Zoos gibt.

„Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Kent belegt, dass Schimpansen selbst in großen Zoos psychisch erkranken, was sich in Merkmalen wie Selbstverstümmelung, extremer Zurückgezogenheit, permanentem Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente äußert.“ – Auch wir haben Schimpansen gesehen, die alles andere als glücklich aussahen. Lediglich die Jungtiere der Orang-Utans und Gorillas tollten herum.

„In den meisten deutschen Zoos werden Elefanten mit brutalen Mitteln für den Zoobetrieb gefügig gemacht. Im sogenannten „Direkten Kontakt“ werden sie von klein auf mit dem Elefantenhaken geschlagen, gedemütigt und stundenlang angekettet – denn ein ausgewachsener Elefant würde einem Elefantenwärter kaum gehorchen, sich nicht einsperren, führen oder untersuchen lassen. Im „Direkten Kontakt“ wird den Elefanten auf schmerzhafte Weise und permanent gezeigt, dass der Zoowärter das Sagen hat. Einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge beträgt die durchschnittliche Lebensdauer Afrikanischer Elefanten in Zoos 17 Jahre – in der Natur hingegen werden die Tiere durchschnittlich 54 Jahre alt.“ – zu diesem Mini-Gehege für 5m hohe und 6 Tonnen schwere Tiere will ich mal gar nichts sagen. Einige der Elefanten standen apathisch an den Türen.

„Viele Zoos setzen […] auf Inzucht. Dies bringt jedoch regelmäßig Tiere mit schweren genetischen Defekten hervor, die nicht überlebensfähig sind und meist eingeschläfert werden. Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass der Berliner Zoo wiederholt Löwengeschwister verpaart hatte, deren Nachkommen aufgrund von schweren genetischen Defekten mehrheitlich eingeschläfert werden mussten.“

„Zoos züchten regelmäßig mehr Tiere, als sie unterbringen können. Mit „süßen“ Tierbabys wollen sie Besucher anlocken und über die Presse von kostenloser Werbung profitieren. Wenn die Tiere älter werden und die Zoos Platz für neue Tierbabys benötigen, werden die „Überschusstiere“ in der Regel getötet oder an Tierhändler verkauft. PETA hat nachgewiesen, dass allein der Zoo und Tierpark Berlin zwischen 2007 und 2009 über 1.000 Tiere an den dubiosen Tierhändler Werner Bode verkaufte. Zur Kundenliste des Tierhändlers zählten unter anderem ein Tierversuchslabor, ein Exotenrestaurant und chinesische Zuchtfarmen. PETA liegen Handelsdokumente vor, wonach verschiedene Zoos und Tierparks ihre Geschäftsbeziehung mit dem Tierhändler Werner Bode selbst dann noch aufrechterhielten, als bereits bekannt geworden war, dass Bode Affen für extrem schmerzhafte Tierexperimente an ein Tierversuchslabor verkauft hatte.“

Mir reichte schon das Gesehene vor Ort um zu wissen, dass dies definitiv mein letzter Zoobesuch sein würde. Die gefundenen Informationen untermauern das Gesehene nur. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei: Ob ihr einen Zoo oder Tierpark besucht, bleibt euch überlassen und wird von mir/uns nicht verurteilt!

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