Seit mehreren Jahren habe ich mir gewünscht endlich wieder nach Krakau zu fahren. Ich war bereits 2002 hier – die Stadt, die Besuche im KZ Auschwitz und einem Salzbergwerk haben bleibende Erinnerungen hinterlassen. Bevor diese aber ganz verblassen, konnte ich meine beiden Lieblingsmänner zu einem Städtetrip überreden. Unser letzter gemeinsamer Urlaub in Sizilien ist ja immerhin auch schon wieder zwei Jahre her.
Ein Fazit vorweg: Es waren anstrengende, sehenswerte und beeindruckende Tage mit etwa 20.000 Schritten pro Tag, unschlagbaren Preisen und dem (für mich) besten Essen, das ich je in einem Restaurant bekommen habe. Krakau und Breslau sind absolut empfehlenswert!
(Die nachfolgenden Fotos sind natürlich nicht von mir, sondern von Tobi!)
Wir sind an einem Sonntag vormittag mit einem Mietwagen in Cottbus gestartet. Die ersten 70 km direkt hinter der Grenze scheinen noch Relikte aus dem 2. Weltkrieg zu sein. Die Geschwindigkeit war dauerhaft auf 60 und 70 km/h begrenzt und die Fahrt dauerte gefühlt ewig. Wir passierten ein paar Mautstellen – die erste sorgte natürlich wieder für Verwirrung in welcher Spur man sich anstellen sollte. Nach knapp 5 Stunden haben wir unser Hotel in Krakau erreicht und sind nach einer kurzen Pause in die Innenstadt aufgebrochen – die Mägen knurrten und wir machten schnell einen typisch polnischen Italiener ausfindig, bei dem es ziemlich lecker war. Es war eines der teureren Essen mit 41€ für uns drei.
Am Montag starteten wir mit der „richtigen“ Innenstadterkundung. Zunächst besuchten wir das Untergrundmuseum. Hier haben wir den Eintritt vorab gebucht. Interessant, was die Krakauer da unterirdisch entdeckt haben. Anschließend wurden alle Tourisachen abgegrast: Tuchhallen, Marienkirche, Marktplatz, Rathausturm und St. Adalbert Kirche, Florianstor und Barbakan.
Am Sonntag Abend fand irgendein Fest in der Innenstadt statt – es war unheimlich voll. Und auch am Montag vormittag: Wahnsinn – wieviele Leute da waren. Besonders merkten wir es auf dem Wawel. Um uns herum nur Touristen – warum auch nicht, wir waren ja schließlich auch dort.
Zum Mittag gab es polnische Hausmannskost: Pierogi mit unterschiedlichen Füllungen. Für 3 Personen haben wir mit Getränken knapp 11€ bezahlt. Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit der Erkundung des jüdischen Viertels. Anschließend noch einmal an der Weichsel entlang immer in Richtung Abendessen im Café Pasjo 😉 Es gab Gulasch im Brotteig und Bigos im Brotteig für die Herren, für mich „nur“ eine Suppe für nicht mal 30€.
Am Dienstag hatten wir eine gebuchte Führung im Salzbergwerk Wieliczka. Meine Erinnerung daran aus 2002: viele Stufen treppab (mit Wadenmuskelkater am nächsten Tag), eine eindrucksvolle Kapelle unter Tage und die Auffahrt mit einem alten Bergmannfahrstuhl. Erwartet wurden wir zunächst wieder von einer großen Anhäufung an Touristen. Es ging viele Stufen treppab und dann begann die Führung. Sie dauerte gute 3h, etwas emotionslos von Station zu Station – aber kein Wunder, wenn man so viele Massen durchschleusen muss. Wir verfolgten eine Gruppe und wurden wiederum auch von einer verfolgt. Eine Besichtigung ohne Führung ist im Salzbergwerk nicht möglich. Nach oben ging es leider nicht mit einem alten, klapprigen, offenen Fahrstuhl – stattdessen mit einem ganz normalen Fahrstuhl. Raus kamen wir gefühlt am anderen Ende der Stadt. So war es in meiner Erinnerung nicht und man merkt, dass man da noch Touristen durch den Ort schicken will. Nichtsdestotrotz ist das Salzbergwerk natürlich absolut sehenswert und seinen (für Polen im Vergleich) teuren Eintritt von ca. 22€ pro Person absolut wert.
Von Wieliczka ging es zurück nach Krakau. Wir wollten unser Glück im Oskar-Schindler-Museum versuchen. Zu sehen bekamen wir aber nur Warteschlangen. Hier hatten wir leider nichts vorab gebucht, weil wir uns flexibel dafür entscheiden wollten – unser Pech, wir bekamen es also nicht zu sehen. Zu Fuß sind wir nochmal ins jüdische Viertel um auf einem kleinen Streedfoodmarket Krakauer in Krakau zu essen. Die „Krakauer“ ist übrigens keine typische polnische Wurst. Den Jungs hat es trotzdem (oder deswegen) gut gemundet.
Mit dem Auto ging es dann auf die andere Seite Krakaus zum Kościuszko-Hügel mit einer großartigen Aussicht auf die Stadt.
Schon an den beiden Vorabenden hatten wir uns vorgenommen, die Macabre Tour von Free Walkative Tour mit zu machen. Am Dienstag haben wir es endlich geschafft und wurden belohnt mit der besten Tour des Urlaubs – absolut empfehlenswert. Zum Abendessen kehrten wir in einem wieder mal sehr gutem italienischen Restaurant ein (30€ für alle 3 mit Getränken).
Am Mittwoch ging es für uns über das polnische Land nach Auschwitz. Auch hier hatten wir im Vorfeld eine geführte Tour gebucht. Meine Erinnerung aus 2002 an die KZ Auschwitz und Birkenau: Orte, die ein unangenehmes Bauchgefühl hinterlassen und über die man selbst nach der geführten Tour (was für ein blödes Wort dafür) viel zu wenig weiß und nicht mal annähernd nachempfinden kann, wie sich die Menschen dort fühlten. Auch hier wurden wir wieder von Menschenmassen empfangen. Wir waren zu zeitig da und konnten noch ein wenig die Menschen beobachten – und ja, es hatte leider etwas Freizeitpark-Charakter. Wie auch im Salzbergwerk hatten wir das Glück eine relativ kleine Gruppe mit Menschen, die sich nicht seltsam benehmen, zu haben. Die Tour dauerte gut 3,5h. Sie führte zunächst über das Gelände in Auschwitz und durch einige Gebäude mit Ausstellungen. Der Guide hat alles sehr interessant wieder gegeben, Zeit für die Betrachtung der Ausstellungsstücke blieb irgendwie nicht. Alles schnell schnell, vorbei an oder warten auf die anderen Gruppen, schnell zum Shuttlebus, der die Gruppe in das Außenlager Birkenau chauffierte. Hier wurde einem dann nochmal das Ausmaß der Grausamkeit bewusst. Auch wenn nicht mehr viele Baracken erhalten sind, ist das Gelände so viel größer als in Auschwitz und man hat eine, wenn auch nur kleine Vorstellung, wie viele Menschen dort gefoltert wurden. Leider rannten wir auch über dieses Areal und wurden mit lahmen Beinen vom Guide zurück gelassen. Ich war unentschlossen. Ich wusste nun, was mich schon 2002 nervte: die geführte Tour. Man kann nichts auf sich wirken lassen, kaum eine Sekunde über das Gesagte nachdenken geschweige denn Fragen formulieren. Ich finde jede/r sollte das mal gesehen haben – ich würde aber jetzt den Individualbesuch empfehlen, den man allerdings immer nur morgens und abends buchen kann.
Mit einem Gesprächsthema mehr setzten wir unsere Fahrt Richtung Breslau fort. Noch gute 2,5h. Als Zwischenstopp suchte ich schon vorab ein Restaurant an der Route aus, denn Tobi wird schnell zur Diva, wenn sein Hunger nicht gestillt wird. Wir kehrten in Gliwice bei Kattowitz in ein veganes Restaurant ein, es gab Burger, Bulgursalat und Getränke für knapp 20€. Nach Ankunft in Breslau verbrachten wir den Restabend bei Bier und Wein auf der Terrasse des Hotels.
Für den Donnerstag nachmittag war Regen angesagt und um möglichst viel vorher zu sehen entschieden wir uns für eine Taxifahrt ins Zentrum (für nicht mal 4 Euro). Wir erkundeten alles was es in der Innenstadt und auf der Dominsel zu sehen gibt, machten hier und da ein Päuschen, genossen den Blick und liefen einen Kirchturm nach oben.
Weiter ging es zu Fuß Richtung Hauptbahnhof, dessen Hauptgebäude durchaus sehenswert ist und anschließend zum Skytower. Von hier gab es einen weiteren Ausblick über die Stadt.
Erschöpft ging es mit dem Taxi zurück ins Hotel. So langsam spürten wir die vergangenen Tage in den Beinen. Abends ging es erneut auf in die Innenstadt zum Abendessen – für mich das beste der gesamten Reise und dabei gab es nicht mal etwas besonderes: Schnitzel, Knödel, Rotkohl – aber es war so unfassbar gut. Den letzten Abend ließen wir erneut an der Hotelbar ausklingen.